Halts Maul und spiel!

Wieder mal betrunken. Wieder mal im Lieblingskulturverein um die Ecke. Irgendwie war Partynacht mit Livemusik. Irgendwie habe ich das verpasst, aber nach geraumer Zeit war Jan stark betrunken. Mir ist es anfangs gar nicht so bewusst gewesen, aber er musste recht stark getankt haben an dem Abend. Wie auch immer.

Die lokale Hardrockband spielte um ihr Leben. Die Ansagen waren scheiße, der Sänger grotesk. Die Mukke aber ganz passabel. Obwohl nur circa 10 Menschen vor Ort waren, machte es irgendwie Spaß. Hätte der Sänger doch bloß sein Maul gehalten!

Wir standen in der Mitte der Tanzfläche und wankten auf unseren Fußballen zum Rhythmus der Musik. die linke Hand in der Hosentasche, die rechte am Kaltgetränk. Jan hatte an diesem Abend nicht viel gesagt, doch plötzlich fasste er seinen Mut und schrie in die Stille der Ansage:

HALTS MAUL UND SPIEL!

Ich kann schwierig in Worte fassen, wie weit ich in diesem Moment gerne von ihm weggestanden wäre. Vermutlich wurde die Maßeinheit dafür noch nicht erfunden, jedoch wählte Jan den Zeitpunkt seines Einwurfs so miserabel, dass er genau in die Sprechpause des Frontmanns der Hardrockband fiel. Zudem muss in diesem Moment der komplette Kulturverein das Sprechen eingestellt haben, denn es war totenstill.

Was übrig blieb waren die oben genannten Worte in einer nicht nachzuahmenden Intonation. Man konnte beobachten, wie schnell die Akustik vom Gehirn des Sängers verarbeitet wurde und die Lachfalten verstummten. Ich glaube, ich habe mein ganzes Leben keinen böseren Blick wahrnehmen müssen als in diesem Moment. Darüber hinaus hatte das Publikum auch die Aufmerksamkeit dieses rüden Einwurfs vernommen. Die circa 10 Anwesenden spendeten ihre Aufmerksamkeit plötzlich uns beiden.

Ich weiß auch nicht mehr genau, wie es war, aber ich weiß noch, dass ich in diesem Moment einen Schritt zur Seite gemacht habe. Wie auch immer: Was ist Rock’n’Roll? Regellosigkeit? Normaversität? Oder einfach nur der beleidigende Ruf eines angetrunkenen Gastes auf der Tanzfläche in einem Vorortkulturverein?

Heute muss ich sagen: Ich fands cool, Jan.

 

In Love

Dennis